(25.01.2005)
Ärzteparlament warnt von Folgen des Spardrucks in Kliniken
Stelleneinsparungen am Krankenbett können für Patienten gefährlich werden. In
einer Sondersitzung beschäftigte sich das Parlament der Ärztekammer Berlin mit
den Folgen des Spardrucks in Berliner Kliniken. Vor allem hoch betagte, hilflose
Menschen sind die Leidtragenden dieser Entwicklung. Patienten, die gefüttert
werden müssen und besonders pflegeintensiv sind, geraten unter der abgespeckten
Personalsituation in vielen Kliniken in ernste Schwierigkeiten. "Ein alter
hilfloser Mensch wird ohne die Hilfe von Angehörigen oder Freunden in einem
Akutkrankenhaus völlig verwahrlosen" brachte es einer der Delegierten auf den
Punkt. "Leider interessiert sich die Öffentlichkeit immer erst dann für das
Thema, wenn es zu akuten Todesfällen kommt, dabei erfolgt der Qualitätsverlust
schleichend", so die Feststellung der Ärzte.
Besonders kritisch wurden von Klinikern wie niedergelassenen Ärzten die
langen Wartezeiten auf abklärende Diagnostik wie Röntgen und CTs gesehen.
"Gerade bei Krebspatienten ist es nicht akzeptabel, mit weiterführender
Diagnostik noch sechs bis acht Wochen zu warten, nur weil wegen
Personalengpässen kein CT gemacht werden kann. Hier wird wertvolle Zeit
verschenkt", so eine niedergelassene Ärztin. Ärztekammerpräsident Dr. med.
Günther Jonitz betonte, dass die Ärzteschaft auf die Folgen der neuen
Pauschalfinanzierung in Kliniken bereits seit 1993 hinweist. "Es kann keiner
sagen, er habe es nicht gewusst", so Jonitz. In einer Resolution (Anlage)
forderten die Ärzte die Krankenhausbetreiber auf, keine weiteren Arztstellen
mehr abzubauen.
ÄRZTEKAMMER BERLIN
- Pressestelle -
Sybille Golkowski
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Beschluss der Sonder-Delegiertenversammlung der Ärztekammer
Berlin zur Situation der Berliner Krankenhäuser
In Sorge um unsere Patienten in den Berliner Krankenhäusern,
in denen sich die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten dramatisch verschlechtern
- worunter die Versorgung der Patienten leidet -, fordert die Ärztekammer Berlin
von den Krankenhausbetreibern und den Krankenkassen für alle Ärztinnen und
Ärzte:
Die Versorgungsqualität für die Patienten muss garantiert sein:
Deswegen darf es keinen
weiteren Abbau von Arztstellen in den Berliner Krankenhäusern geben.
Das Ziel ärztlicher
Zuwendung ist primär das Wohl des Patienten. Deshalb muss der Arzt von
nichtärztlichen Tätigkeiten, insbesondere von redundanten
Dokumentationsarbeiten und Verwaltungstätigkeit entlastet werden.
Aktuelles Wissen ist die
Basis für die Qualität der Behandlung. Deshalb muss Fort- und Weiterbildung
durch entsprechende Dienstbefreiung und durch entsprechende interne Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen des Krankenhausbetreibers sichergestellt werden.
Bereichsspezifische
Fachkenntnisse können nicht ubiquitär vorhanden sein! Deshalb ist die
Einführung fachübergreifender Dienste konsequent abzulehnen. Haupt- und
Fachabteilungen müssen eigene Bereitschaftsdienste vorhalten. Insbesondere in
dieser Angelegenheit fordert die Ärztekammer die Gesundheitssenatorin auf,
tätig zu werden und fachübergreifende Dienste zu untersagen.Gleichermaßen muss die Existenzsicherung der Ärzte garantiert sein:
unbefristete
Arbeitsverträge für Ärztinnen und Ärzte sowohl in der Weiterbildung, als auch
für Fachärzte,
die Einhaltung des
Flächentarifvertrages und die Wiederherstellung tariflich gesicherter
Arbeitsbedingungen mindestens auf erreichtem BAT?Niveau,
Alle Arbeitsleistungen müssen Vergütung
finden.Menschliche Arbeitszeiten für Ärzte
müssen Realität werden:
Neben den o. g. Adressaten
wird auch die Senatsverwaltung für Gesundheit, Soziales und Verbraucherschutz
aufgefordert, die notwendigen Bedingungen für die Einhaltung des
Arbeitszeitgesetzes einschließlich der EuGH-Richtlinie herzustellen.
Berlin, 19. Januar 2005 - Die Delegiertenversammlung der
Ärztekammer Berlin
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