(18.07.2013)
Die Ärztekammer Berlin bittet um Beachtung der folgenden Pressemitteilung der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales vom 18.07.2013:
Der Berliner Impfbeirat hat am 17.07.2013 eine Erweiterung der öffentlichen
Impfempfehlung des Landes Berlin beschlossen, wonach sich Männer, die Sex mit
Männern haben (MSM) gegen Meningokokken-Erkrankungen
impfen lassen sollten. Die Regelung wird voraussichtlich am 27. Juli 2013 in
Kraft treten. Anlass für die erweiterte Impfempfehlung ist eine
Erkrankungshäufung unter MSM in Berlin. Von insgesamt 18
Meningokokken-Erkrankungen in Berlin im
Jahr 2013 waren sieben durch die am gefährlichsten geltende Untergruppe C
verursacht. Von letzteren sind drei Patienten verstorben und ein vierter ist
dauerhaft schwer erkrankt. Diese vier Patienten
gehören zur Gruppe der MSM. Aktuelle
Erkrankungsausbrüche unter MSM sind auch schon aus New York und Paris
beschrieben worden.
Meningokokken sind Bakterien, die im Nasen-Rachen-Raum des Menschen vorkommen
und z. B. durch Küssen oder direktes Anhusten übertragen werden können. Circa 10
Prozent der Bevölkerung tragen diese Bakterien in sich ohne dabei zwangsläufig
zu erkranken. Es wird davon ausgegangen, dass unter MSM circa 40 Prozent Träger
der Bakterien sind und somit möglicherweise ein höheres Erkrankungsrisiko
besteht. Eine Erkrankung ist sehr ernst zu nehmen, da sie mit schweren
Komplikationen und bleibenden Schäden einhergehen kann. So kommt es bei zwei
Dritteln der erkrankten Patientinnen und Patienten zu einer Hirnhautentzündung
und bei einem Drittel zu einer lebensgefährlichen Blutvergiftung (Sepsis). In
10-20 % der Fälle kommt es zu bleibenden Schäden. Die Sterblichkeit ist bei
einer Erkrankung an Meningokokken der Gruppe C mit bis zu 10 % sehr hoch.
Die einzige wirksame Möglichkeit der Prävention besteht in
einer Impfung. Gemäß Empfehlung der Ständigen
Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) sollen alle Kinder bis zum
vollendeten 18. Lebensjahr eine einmalige Impfung gegen Meningokokken der Gruppe
C erhalten. Bei Erwachsenen empfiehlt die STIKO eine Impfung für bestimmte
Personen mit Immundefekten, wie z.B. HIV-Positive, oder auch für Reisende in
bestimmte Länder. Für Männer, die Sex mit Männer haben,
hat die STIKO bisher keine Impfempfehlung
herausgegeben. Diese Lücke wird nun aus aktuellem Anlass durch die
Impfempfehlung des Landes Berlin geschlossen. Die Impfung sollte
mit einem Impfstoff erfolgen, der eine
Komponente gegen Meningokokken der Gruppe C enthält
und für Erwachsene zugelassen
ist. Sie ist im Allgemeinen sehr gut verträglich.
Durch eine öffentliche Impfempfehlung hat eine geimpfte Person im Falle eines
Impfschadens Schadensersatzansprüche gegenüber dem
Land Berlin. Eine Übernahme der Impfkosten durch die Krankenkassen ist damit
nicht zwangsläufig verbunden. Die Impfempfehlung ist vorläufig bis zum
31.01.2014 befristet und soll nach diesem Zeitraum zunächst auf ihre Wirksamkeit
überprüft werden. Gleichzeitig setzt sich das Land Berlin dafür ein, dass die
Fragen des Impfschutzes für MSM durch die STIKO einheitlich und somit auch für
andere Bundesländer geklärt werden.
Die Pressemitteilung ist hier nachzulesen:
http://www.berlin.de/sen/gessoz/presse/archiv/20130718.1630.387129.html