(03.04.2013)
Podiumsdiskussion / Buchvorstellung
"Das Jahrhundert der Patienten -
Gesundheit als Bildungsproblem", unter diesem Titel hatte das
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, die Medizinisch Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft und die Ärztekammer Berlin am 26. Februar Vertreter aus der
Presse, der Politik und des Gesundheitswesens in die Max-Planck-Science-Gallery
am Gendarmenmarkt eingeladen. Das Thema und die Neuerscheinung des Buches
"Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin", das nun auch in deutscher
Sprache vorliegt, waren es Wert, ins Rampenlicht gerückt zu werden. Denn um
nichts Geringeres als um die "Krise des Gesundheitswesens" geht es. Ihr
entgegenzutreten und Lösungen zur Verbesserung der Patientenversorgung
vorzustellen und dabei die "Potenziale der Wissensgesellschaft besser zu nutzen"
(Vorwort Kammerpräsident Dr. med. Günther Jonitz), ist Antrieb der Macher dieses
Buches - allen voran der Bildungsforscher Prof. Gerd Gigerenzer, der beharrlich
seit Jahren auf den Wissensmangel in der medizinischen Versorgung aufmerksam
macht, und sein Kollege Sir Muir Gray, Leiter des Informationsdienstes des
staatlichen Gesundheitsservices NHS in Großbritannien mit gleicher Mission.
Über 40 internationale Autorinnen und Autoren, allesamt Gesundheitsexperten mit
unterschiedlichem Backround, haben sie für dieses Buchprojekt 2009 im Rahmen des
Ernst-Strüngmann-Forums in Frankfurt a. M. zusammengebracht, um Ideen und
Ansätze für eine bessere Gesundheitsversorgung zu entwickeln. Prof. Andrea
Siebenhofer-Kroitzsch (Leiterin Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Univ.
Frankfurt a. M.), Prof. Wolf-Dieter Ludwig (Vorsitzender der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft), Prof. Gerd Gigerenzer und Dr.
Jonitz stellten an diesem Abend gemeinsam das Buch vor. Einig waren sich am Ende
alle, "der getäuschte Patient (sei) das Opfer einer Kette unausgewogener
Informationen? (Gigerenzer/Gray), die gezielt von der Industrie lanciert werden.
"Defensive Medizin und Ärzte, die statistische Evidenz mangelhaft verstehen" (Gigerenzer)
seien die Hauptursache für das Zustandekommen dieses Missstandes und dem sei
allein durch Transparenz und unabhängige wissenschaftliche Information zu
begegnen. Welche Möglichkeiten es dazu gibt und welche Ergebnisse das
Ernst-Strüngmann-Forum 2009 hervorgebracht hat, sind in diesem, rund 400 Seiten
inhaltsstarken Buch nachzulesen. Der Schlüssel ist "Sauberes Wissen". "Durch
?sauberes Wissen? werden Ärztinnen und Ärzte, aber auch alle anderen
Gesundheitsberufe besser befähigt, zur richtigen Zeit die richtigen
Entscheidungen zu treffen und damit ihre Verantwortung für das Wohl und Wehe
kranker Menschen besser zu übernehmen" (Jonitz). Kapitel wie "Ist der Patient
das Problem?" oder "Mangelnde Gesundheitskompetenz: Wie die Öffentlichkeit
informiert wird" machen neugierig.
"Bessere Ärzte, bessere Patienten, bessere Medizin. Aufbruch in ein
transparentes Gesundheitswesen", Vorwort von Günther Jonitz
Gerd Gigerenzer/J. A. Muir Gray (Hrsg.); Medizinisch Wissenschaftliche
Verlagsgesellschaft, deutsche Ausgabe 2013, ISBN 978-3-941468-82-5

Thomas Prinzler (Moderator), A. Siebenhofer-Kroitzsch, G. Gigerenzer, G. Jonitz,
W.-D. Ludwig (v.L.)