(26.01.2012)
Qualitätssicherung
Die Ärztekammer Berlin fördert zukunftsweisendes, berufs- und
fachgebietsübergreifendes Qualitätssicherungsverfahren
in der
intensivmedizinischen
Patientenversorgung.
Peer Review ist eine klassische Methode der unmittelbaren, fachlich
höchstwertigen, konkreten und konstruktiven Qualitätssicherung in der Medizin.
Peers sind dabei Ärztinnen und Ärzte und Fachpflegekräfte, die als anerkannte
Experten ihres jeweiligen Fachgebietes mit den Abläufen einer Klinik bestens
vertraut sind.
Um die Etablierung und Akzeptanz qualitativ hochwertiger Peer Review
Verfahren zu fördern, hat der Vorstand der Ärztekammer Berlin beschlossen, ab
dem 1.1.2012 für einen Zeitraum von zunächst zwei Jahren die Administration,
Organisation und Qualitätssicherung des Intensivmedizinischen Peer Review
Verfahrens in Berlin durch die Ärztekammer Berlin zu übernehmen.
In Deutschland haben sich mehrere intensivmedizinische Netzwerke etabliert und
zusammengeschlossen ("nequi";
http://www.anaesthesieintensivmedizin-charite.de/nequi/),
um durch einen systematischen Transfer evidenzbasierter Erkenntnisse in den
Alltag intensivmedizinischer Patientenversorgung die Behandlungsqualität in der
Intensivmedizin zu sichern und zu verbessern. Zentrales Werkzeug hierfür ist das
in den bereits bestehenden Netzwerken unter anderem in Berlin/Brandenburg,
Baden-Württemberg, Hamburg und Schleswig-Holstein gemeinsam entwickelte
Intensivmedizinische Peer Review-Verfahren.
Das standardisierte intensivmedizinische Peer Review-Verfahren hat sich in der Praxis als sehr
effektiv im Sinne der Qualitätssicherung und -verbesserung gezeigt.
Das Verfahren beruht auf einem standardisierten Erhebungsbogen, mit dem die
Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität einer Intensivstation systematisch
überprüft wird. Dieser Erhebungsbogen wurde von der Deutschen Gesellschaft für
Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und dem Berufsverband
Deutscher Anästhesisten (BDA) gemeinsam erarbeitet. Neben Aspekten der
medizinischen Versorgungsqualität werden hier die Anwendungen evidenzgestützten
Wissens und der optimale Ressourcennutzung berücksichtigt.
Kernstück dieses qualitativen, auf Entwicklung gerichteten Evaluationsverfahrens
ist der Besuch des Peer Review Teams vor Ort. Dazu begehen Kolleginnen und
Kollegen des gleichen Fachgebietes die intensivmedizinische Abteilung einer
anderen Klinik mit dem Ziel, die Umstände der medizinisch-pflegerischen
Behandlung zu betrachten und Ansatzpunkte zur Verbesserung der
Behandlungsqualität zu entdecken. Die zuvor systematisch in einer
Selbstbewertung durch die Intensivmedizinische Abteilung und dann einer
Fremdbewertung durch das Peer Review-Team erhobenen Daten zur
Versorgungsqualität der Patienten werden in einem kollegialen Dialog
reflektiert. Dabei liegt der Fokus auf der Identifizierung von
Verbesserungspotentialen und der gemeinsamen Erarbeitung von Lösungsansätzen.
Im Anschluss an das Abschlussgespräch findet sich das Peer Review Team zusammen,
um im Konsens den Abschlussbericht zu erstellen. Im Sinne einer strukturierten
Analyse werden hierbei Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren (SWOT-Analyse)
der intensivmedizinischen Einrichtung bewertet. Der Bericht wird dem Leitenden
Arzt der Intensivstation für die weitere interne Auswertung zur Verfügung gestellt.
Unbedingte Voraussetzung für den Erfolg des Reviews ist eine vertrauensvolle,
von Schuldzuweisung bzw. Rechtfertigungsnot freie Atmosphäre, in der die
Reviewer und die Kollegen der begutachteten Einrichtung auf Augenhöhe
reflektieren, wie das eigene ärztliche Handeln sowie Abläufe noch optimaler
gestaltet werden können. Dabei wird stets der gesamte Behandlungsprozess des
Patienten beleuchtet - eine Herangehensweise, die auch zu einer stärkeren
Integration aller beteiligten Fachdisziplinen und Berufsgruppen führt sowie
deren Kommunikation untereinander intensiviert.
Vor dem Hintergrund, dass insbesondere gesetzlich vorgegebene
Qualitätssicherungsmaßnahmen von vielen Ärztinnen und Ärzte als
bürokratielastige, fremdbestimmte Tätigkeit empfunden werden, die sie vom
eigentlichen ärztlichen Handeln abhalten, nimmt es nicht Wunder, dass das Peer
Review-Verfahren als unbürokratisches, flexibles und vor allem auf den
kollegialen Austausch fokussiertes Instrument zur Qualitätsförderung zunehmend
an Attraktivität und Akzeptanz innerhalb der Ärzteschaft gewinnt und von den
Landesärztekammern und der Bundesärztekammer gefördert wird. Seit 2011 bietet
die Ärztekammer Berlin auf der Basis des Curriculums "Ärztliches Peer Review"
der Bundesärztekammer Schulungen für die bereits etablierten Peer Verfahren
"Intensivmedizin" und das der Initiative Qualitätsmedizin e.V. (IQM) erfolgreich
an.
Intensivabteilungen, die sich für eine Teilnahme interessieren, können sich
an die Abteilung
Fortbildung und Qualitätssicherung der Ärztekammer Berlin wenden.
Ansprechpartner: Dr. Henning Schaefer
E-Mail: h.schaefer@aekb.de